Film des Monats: April 2009
Sie ist das schwarze Schaf der gutbürgerlichen amerikanischen Ostküstenfamilie Buchman. Die kettenrauchende Kym war drogenabhängig, hat mehrere Entziehungskuren hinter sich und rührt seit neun Monaten keine harten Drogen mehr an. Aber die Einladung zur Hochzeit ihrer Schwester Rachel versetzt sie in Hochspannung. Seit Jahren hat sie wenig Kontakt zu ihrer Familie: die Eltern sind geschieden, der Vater meint, sie ständig beschützen zu müssen, zur Mutter hält sie größte Distanz, die Schwester scheint mit ihrem künftigen Ehemann das Glückslos gezogen zu haben. Das Wiedersehen lässt alte Wunden wieder aufbrechen. Unterschwellig oder offen wird Kym vorgeworfen, für den Tod ihres Bruders Ethan verantwortlich zu sein, sie selbst quält sich mit Schuldgefühlen. Die Familie ist liberal und weltoffen, die Hochzeit soll als ein Fest der Kulturen und der Harmonie gefeiert werden. Doch Kym beschwört immer neue Konfrontationen herauf. Für Momente scheint die Hochzeitsfeier zu scheitern.
In einem hervorragenden Drehbuch mit brillanten Dialogen erzählt der Film das Drama einer Familie, die ein Minenfeld aus Schuldvorwürfen, Liebesentzug, Überbehütung und Gefühlskonkurrenz darstellt. Alle wollen füreinander das Beste. Dabei kommt ein schier auswegloses Gefühlsknäuel heraus, das Eigenständigkeit nur durch Konflikte ermöglicht. Hochzeiten sind die Orte der großen symbolischen Versprechen. In „Rachels Hochzeit“ werden diese Versprechen der familiären Gemeinschaft auf ihre Belastbarkeit getestet. Regisseur Jonathan Demme lässt uns Intensität und Bedeutsamkeit familiärer Zusammengehörigkeit spüren, ohne sie zu verklären. Wie aufgeklärt und liberal, wie einfühlsam und gutwillig auch immer das Familienleben gestaltet werden soll: ein traumatisches Unglück kann alle guten Vorsätze über den Haufen werden. Jenseits pauschaler Kritik ermöglicht der Film, sich mit den Verletzungen und Wünschen des Einzelnen in der Familie auseinander zu setzen.
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