Film des Monats: März 2010
Johann Rettenberger ist Bankräuber und Marathonläufer. Nachdem er eine längere Haftstrafe verbüßt hat und auf Bewährung entlassen wird, ist er in kürzester Zeit in beiden Disziplinen wieder erfolgreich. Er überfällt Banken in Serie und gewinnt einen Bergmarathon. Seine läuferischen Fähigkeiten, die er durch Disziplin und akribisches Training schult, sind ihm auch bei der Flucht vor der Polizei von großem Nutzen. Angebote zur Integration weist er desinteressiert oder schroff zurück. Als sein Bewährungshelfer ihm auf die Nerven geht, erschlägt er ihn in einer Kurzschlusshandlung. Nur für Erika, die im Arbeitsamt beschäftigt ist und ihn in ihrer Wohnung aufnimmt, empfindet er emotionale Zuneigung. Sie versucht, ihn von seinen höchst riskanten Raubzügen abzubringen. Aber auch bei ihr bleibt Rettenberger nicht. Schließlich spürt ihn die Polizei mit Erikas Hilfe auf. Eine Verfolgungsjagd beginnt, bei der er immer wieder entkommt, bis es keinen Ausweg mehr gibt.
Ein Einzelgänger und Außenseiter, der von einer geradezu unheimlichen Energie getrieben wird, steht im Zentrum des Films. Es geht ihm nicht um das erbeutete Geld, sondern um das selbstbestimmte Handeln, sowohl beim Laufen wie bei seinen Überfällen. Gesetze und Bindungen sind bloße Störungen in einem Kosmos ständiger Bewegung. Es muss immer weiter gehen, denn Stillstand bedeutet Tod. In seiner Reduktion und Konsequenz sprengt der Film das Genre des Thrillers wie des Sportfilms. Gleichnishaft repräsentiert „Der Räuber“ eine Bewegungsenergie, die das Selbstverständnis moderner dynamischer Gesellschaften kennzeichnet. Der Marathon wird zu einem Synonym für den „Lauf zu sich selbst“. Zugleich führt dieser Entwurf einer radikal selbstbestimmten Existenz in die Einsamkeit, die keine Wege zum anderen mehr findet. Die Tragödie des Räubers wird zur Mahnung an eine Gesellschaft, in der Energie und Bewegung das ganze Leben zu beherrschen scheinen.
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